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Slawen - Mecklenburg-Vorpommern

Siedlung Groß Raden
Hier siedelten zwei verfeindete große Stämme. Im westlichen Mecklenburg und Ostholstein waren es die Obodriten. Im östlichen Teil die Wilzen. Zum Stammesverband der Wilzen gehörten die Kessiner, Zirzipanen, Tollenser, Redarier und Ukranen. Der Stamm der Redarier war unter ihnen der Mächtigste. Ihr Hauptort nannte sich Rethra. Im 10.Jh. wurde von Rethra aus die Politik in der Mitte Europas beeinflusst. In dieser Zeit verschwinden die Wilzen aus den Aufzeichnungen und an ihrer Stelle traten die Lutizen. Anders als bei den Obodriten lag die Macht nicht in der Hand eines Fürsten, sondern in einer Volksversammlung. Dabei nahmen Priester auch mithilfe von Orakeln Einfluss auf Entscheidungen.

Die Lutizen und hier besonders die Redarier waren an allen Slawenaufständen beteiligt. Widukind von Corvey berichtet vom Jahr 929: "Als nun die Nachbarvölker von König Heinrich zinspflichtig gemacht worden waren, die Abodriten, Wilzen, Heveller, Daleminzier, Böhmen und Redarier, und Friede war, da brachen die Redarier den Vertrag, sie brachten ein großes Heer zusammen,...Hierdurch wurden alle Barbarenvölker ermutigt und wagten wiederum sich zu empören."

Im Jahr 968 forderte Kaiser Otto I. alle Herzöge und Befehlshaber Sachsens dazu auf, den Redariern keinen Frieden mehr zu gewähren. Die Ottonen versuchten das Land der Lutizen zu unterwerfen und zu christianisieren, aber sie scheiterten am Aufstand von 983. Es schien so, als wären die Lutizen unbesiegbar. Jedoch im 11. Jh. gelang es dem christlichen Obodritenfürst Gottschalk, weite Teile des Lutizengebietes zu erobern. Durch Christianisierung und Zins- und Zehntzahlungen wuchs der Unmut der Bevölkerung. Er entlud sich 1066 in einem großen Volksaufstand, der zum Zusammenbruch des christlichen Obodritenreiches führte. Gottschalk wurde erschlagen und der Bischof Johannes auf der Burg Rethra den Göttern geopfert. Bischof Burchhard II. aus Halberstadt gelang es im Jahr 1068 die Burg Rethra zu stürmen und den Tempel zu zerstören. Im 12. Jh. wurden die Lutizen von allen Seiten bedrängt und erfuhren eine spürbare Schwächung ihrer Macht. 1120 eroberte Boleslaw III. aus Polen, die östlichen Gebiete und um 1125 eroberte König Lothar den Hauptort der Lutizen. Rethra wird nach dem Wendenkreuzzug 1147 nicht mehr erwähnt und bereits im 14. Jh. war es völlig in Vergessenheit geraten.

An der Ostseeküste gibt es viele Zeugnisse aus der Slawen- und Wikingerzeit. Schwerpunkt der Grabungen sind die Tempelburg Arkona auf Rügen und der Handelsplatz Ralswiek am Jasmunder Boden. Spuren von Fernhandelsbeziehungen und auch vom friedlichen Miteinander von Wikingern und Slawen fand man auch in Menzlin bei Anklam, auf Usedom und in Wollin. An der Küste zwischen Rügen und Usedom kam es immer wieder zu Überfällen durch die Dänen, wobei die Slawen aber auch Raubzüge gegen Dänemark unternahmen. König Waldemar I. von Dänemark und Bischof Absalon führten zwischen 1159 und 1185 22 Feldzüge gegen seine slawischen Nachbarn. 1168 verloren die slawischen Stämme ihre Eigenständigkeit und wurden christianisiert.

Die Dynastien der Obodriten nannte man Nakoniden nach dem Fürsten Nakon. Die berühmtesten Fürsten waren die christlichen Obodriten Gottschalk und Heinrich von Alt-Lübeck. Ihr Reich erstreckte sich von der Kieler Förde bis zur Peenemündung. Um 1140 beherrschte ein slawischer Adliger namens Niklot das Land zwischen Wismarer Bucht und Schweriner See bis hin an die Peene. Diese Zeit war geprägt von Überfällen und Abwehrkämpfen. Heinrich der Löwe fiel 1147 mit einem großen Kreuzfahrerheer in das Land der Obodriten ein. Aber erst 1160 wurde Niklot entscheidend geschlagen. Das Land wurde in Grafschaften aufgeteilt und deutschen Gefolgsleuten als Lehen übergeben. Die Söhne Niklots, Pribislaw und Wertislaw wurden mit kleinen Resten abgefunden; sie fühlten sich um ihr Erbe betrogen. Um keinen Widerstand aufkommen zu lassen, übergab Heinrich der Löwe einen großen Teil des ehemaligen Obodritenreiches an Pribislaw als Lehen. Nachdem Pribislaw zum Christentum übertrat, nannte er sich Fürst zu Mecklenburg. 1348 wurde Mecklenburg ein Herzogtum, das 1815 zum Großherzogtum erhoben wurde, bis 1918 herrschten hier die Nachfahren von Niklot.

Von Burgen und Siedlungen
Torturm Neustrelitz Die Mecklenburg stand im heutigen Dorf Mecklenburg, das sich im 13. Jh. aus einer Vorburgsiedlung entwickelte. Die Mecklenburg war der Hauptsitz der oboditischen Stammesfürsten und nannte sich einst Michelenburg. Die Burg war bis 1256 in Gebrauch, danach wurde sie aufgegeben und verfiel. Heute ist von der Burg nur noch der Ringwall zu sehen.

Von der Burg Dubin ist durch landwirtschaftliche Nutzung des Landes oberirdisch nichts mehr erhalten geblieben. Sie lag zwischen dem Schweriner See und dem See Döpe. Auch von dem Handelsplatz Reric, der einstmals mehr als 20 ha umfasste, ist heute nichts erhalten geblieben. Ein Teil fiel der landwirtschaftlichen Nutzung zum Opfer, ein Teil versank in der Wismarer Bucht. Ausgrabungen förderten zahlreiche Fundstücke zu Tage, die auf einen überregionalen Handelsplatz schließen lassen.

Die Slawenburg Schwerin wird erstmals 1018 im Zusammenhang mit Kämpfen zwischen den Slawenstämmen der Oboditen und der Lutizen erwähnt. Die von Sümpfen und Niederungen umgebene Burg wurde nach Niklots Tod, Gunzelin von Hagen übergeben. Der durch Heinrich den Löwen als Statthalter über das Land der Obodriten eingesetzt wurde. Im Jahr 1358 wurde die Grafschaft Schwerin durch Kauf vom Nachfahren Niklots übernommen. Bis 1918 diente sie als Residenz der mecklenburgischen Herzöge. Sichtbare Reste aus der slawischen Zeit sind nicht mehr vorhanden, heute steht dort das Schweriner Schloss.

Das Freilichtmuseum Groß Raden wird seit 1973 auf den Resten einer slawischen Siedlung aus dem 9.Jh. wieder aufgebaut und rekonstruiert. Das Museum besteht aus Flechtwandhäuser, Kulthalle, Blockhäuser, Ringwall mit Wehrgang und Torturm. Das ganze Areal bot etwa 200 Menschen Platz und liegt auf einer Halbinsel.

Die Jaromarsburg, benannt nach dem letzten Fürsten der Ranen, lag im äußersten Norden der Insel Rügen. Die Burg war von drei Seiten durch die Steilküste geschützt, zum Westen hin war sie durch einen ca. 200 m langen Erdwall abgeriegelt. In der Mitte der Burganlage lag ein bedeutender Tempelplatz. Große Teile der Anlage sind durch Erosion und Küstenabbrüche im Meer versunken. Im Jahr 1168 eroberten die Dänen Rügen und zerstörten die Burg auf Arkona und die Ranen wurden zum Christentum bekehrt. Aus dieser Zeit zeugt die Dorfkirche in Altenkirchen auf Rügen, die etwa 1200 erbaut wurde und damit eine der ältesten Kirchen auf Rügen ist.

Fürst Jaromar I. von Rügen ließ nach seinen Übertritt zum Christentum die Marienkirche zu Bergen bauen und gründete 1193 ein Zisterzienserkloster. Im nördlichen Bergen, auf dem Rugard, sind die Reste einer slawischen Höhenburg erhalten. Es ist mit 90 m, die höchste Erhebung der Insel. Vom 10. bis ins 11. Jh. war diese Burg ständig bewohnt. Im 12. Jh. residierte hier Jaromar I. Von der Burganlage ist nur noch die Wallanlage erhaltenen geblieben. Auf ihr steht heute der Ernst-Moritz-Arndt-Aussichtsturm. Vom einstigen Handelsplatz Ralswiek ist heute nichts mehr zu sehen. Bei Ausgrabungen konnte hier eine Slawen/Wikinger Siedlung nachgewiesen werden. Zwischen Jasmunder Bodden und einem verlandeten See standen ca. 16 Gehöfte. Für weitreichende Handelsbeziehungen sprechen die vor Ort gefundenen Silbermünzen, unter anderem persische Drachmen und arabische Dirhems. Bei der Siedlung wurden auch Reste slawischer Boote gefunden, die den Wikingerbooten sehr ähnlich waren, sie stammten aus der Zeit um 1000.

"Gebietet, rasch an Bord zu gehen, auf Brandeys Reede bereit zu sein! Dort blieb der König, bis gekommen waren die Heerscharen von Hedinsey." So heißt es in einem Lied von Helgi dem Hundingstöter. Somit wissen wir heute, dass die Insel Hiddensee vor Rügen den Wikingern bekannt war. In den südlichen Dünen der Insel wurde in den Jahren 1872-1874 ein Wikingerschatz freigelegt. Wer diesen Schatz einst vergrub, bleibt im Ungewissen, denn in diesem Teil der Ostsee blühte ab dem 9. Jh die Seeräuberei. Der Fund zu Hiddensee besteht aus 16 Teilen: einer Scheibenfibel, einem Halsreifen, sechs größeren und vier kleineren kreuzförmigen Hängestücke sowie vier kleinen Zwischengliedern aus Gold. Der Schmuck muss einst, aufgrund der Menge des Goldes und der sehr guten Verarbeitung, einer Person von hohem Ansehen und sozialen Rang gehört haben. Heute ist der Goldschmuck von Hiddensee im Kulturhistorischen Museum in Stralsund zu sehen. Die verkleinerte Kopie des Schatzes kann man auch auf Hiddensee im Heimatmuseum in Kloster besichtigen.

8km nordwestlich von Anklam liegt der Ort Menzlin, dort sind schiffsförmige Steinsetzungen freigelegt worden. Diese Steinsetzungen sind zweifelsfrei skandinavischer Herkunft, dafür sprechen auch die Grabbeigaben. Weitere Grabungen brachten auch Zeugnisse des Handwerks und Handels zum Vorschein. So kann man davon ausgehen, dass sich an der Peene mindestens eine frühmittelalterliche Siedlung der Wikinger/Slawen befunden hat. Durch diese Siedlung führte auf einer Länge von 800 m eine gepflasterte Straße.

Die Entwicklung des Handelsplatzes Wollin ist auf die günstige Lage von Land - und Wasserwegen zurückzuführen. Die Seehandelsverbindungen führten von Haithabu und Starigard in Oldenburg über Wollin bis nach Nowgoeod. Im 10. Jh. war der Handelsplatz mit angrenzenden Siedlungen und Vorstädten etwa 3 km lang. Durch Bodenfunde ist belegt, dass in Wollin nicht nur Wikinger, sondern auch Slawen lebten. Aus Chroniken geht hervor, dass sich außer Skandinavier und Slawen auch christliche Sachsen und Griechen in Wollin niederließen. Man schätzt, dass im 10. Jh. die Bevölkerungsdichte bei 6000 bis 8000 Einwohnern lag. Ab dem 11. Jh. beginnt Wollin als Handelsplatz an Bedeutung zu verlieren, das benachbarte Stettin (Szczecin) nahm diesen Platz ein.

Im Bereich des Tollensesees und der Lieps, ist bei Ausgrabungen eine Konzentration von slawischen Siedlungen und Kultstätten entdeckt worden. Demnach lag hier ein politisches und kulturelles Zentrum der Lutizen. So wurden z.B. auf der Insel Kietzwerder und Hanfwerder in der Lieps zahlreiche Bodenfunde gemacht. In Wustrow und auf der Fischerinsel im Tollensesee wurden ähnliche Entdeckungen gemacht. Nachgewiesen sind verschiedene Gewerke wie Töpfer, Korbmacher, Drechsler, Schmiede und Kammmacher. Befestigungsanlagen und Grundreste von Häusern und Tempel wurden freigelegt. Auch in Feldberg findet man Spuren einer Höhenburg der Redarier. Am Ufer des Breiten-Luzin-Sees ist heute noch ein bis zu 3 m hoher Wall zu sehen. Auf dem sogenannten Schlossberg umschließt dieser bogenförmig eine Fläche von ca. 2 ha.

Zur Erinnerung an die Besiedlung durch slawische Stämme wurde 1994 das Slawendorf-Neustrelitz am Zierker See erbaut. Das Areal umfasst 1,4 ha und ist mit unterschiedlichen Gebäuden und Unterständen bebaut. Zur Ausstattung gehört auch ein Palisadenzaun mit Torbereich und ein Wachturm, zur Seeseite wird das Dorf durch einen Flechtzaun begrenzt.

Ein weiterer Nachbau einer slawischen Siedlung befindet sich in Torgelow. Dieses rekonstruierte Dorf zeigt das Leben der Ukranen aus der Zeit des 9. /10. Jh. Hier stehen Block-, Bohlen- und Flechtwandhäuser. Auch werden dort alte Handwerke vorgeführt wie Bronzeguss, Schmieden und Töpfern. Zum Dorf gehört ein nachgebautes Slawenschiff, mit dem man auf der Uecker fahren kann.

Sehenswertes in der Region:
Die Heimatstube Feldberg - Amtsplatz 13 - 17256 Feldberg
Regionalmuseum Neubrandenburg - Treptower Straße 28 - 17033 Neubrandenburg
SSlawendorf-Neustrelitz - Useriner Straße 4 - 17235 Neustrelitz
Ukranenland - Jatznicker Straße 31 - 17358 Torgelow
Schlossmuseum Schwerin - Lennestraße 1 - 19053 Schwerin
Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden - Kastanienalle - 19406 Sternberg
Stadtmuseum Bergen - Im Klosterhof - 18528 Bergen
Museum für Unterwasserarchäologie Mecklenburg-Vorpommern - Alter Fährhafen - 18546 Saßnitz
Kulturhistorisches Museum - Mönchstraße 25-27 - 18439 Stralsund
Heimatmuseum Kloster - Kirchweg 1 - 18565 Hiddensee
Regionalmuseum Wollin - ul.Zamkowa 24 - 72510 Wollin/Polen

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